Alles zum Thema "Pflegegrad"
Was ist ein Pflegegrad und was muss ich über den Pflegegrad wissen?
Für den Pflegegrad werden körperliche und geistige Faktoren herangezogen, um eine Einstufung von 1 bis 5 für die pflegebedürftige Person zu bestimmen. Der Pflegegrad kann jederzeit nach einer neuen Begutachtung geändert werden. Die Begutachtung wird in häuslicher Umgebung gemacht.
Inhaltsverzeichnis
Welche Kriterien werden bei der Einstufung des Pflegegrades benutzt und wie werden die Kriterien bewertet?
Zur Bewertung des Pflegegrades werden sechs Lebensbereiche betrachtet. Dabei werden physische, körperliche und geistige Einschränkungen erfasst und bewertet. Diese sechs Module, die den Pflegegrad bestimmen, fließen mit unterschiedlicher Bewertung in eine Gesamtwertung ein. Von Modul 2 und 3 wird nur das Modul mit der höheren Bewertung gezählt.
Modul 1: Mobilität oder Beweglichkeit
Hier wird erfasst, ob der Pflegebedürftige selbstständig ohne Unterstützung von Dritten seine Körperhaltung ändern kann (sich im Liegen drehen, allein vorwärtsgehen, etc.).
Modul 2: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten (verstehen und reden)
Hier wird erfasst, ob der Pflegebedürftige noch alles verstehen kann und ob es Probleme bei der Kommunikation gibt, z.B. ob die pflegebedürftige Person sich in der natürlichen Umgebung zurechtfindet, sich richtig anziehen kann (Reihenfolge, nach Wetterverhältnissen), etc.
Modul 3: Verhaltensweisen und physische Problemlagen
Hier werden Verhaltensweisen wie z.B. Aggressionen, Beleidigungen und körperliche Gewalt, das Ablehnen von pflegerischer Hilfe, nächtliche Unruhe oder Wahnvorstellungen erfasst.
Module 4: Selbstversorgung
Hier wird das Maß der Selbstständigkeit bei der Selbstversorgung gemessen, wie z.B. beim Duschen, Waschen, Essen, Trinken und Stuhlgang.
Modul 5: Umgang mit krankheits- und therapiebedingten Anforderungen und Belastungen
Hier wird erfasst, wie der Pflegebedürftige medizinische Anweisungen umsetzt und wie häufig Unterstützung benötigt wird.
Modul 6: Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte
Hier wird erfasst, ob der Pflegebedürftige den Alltag selbständig gestalten kann, wie z.B. das Haus verlassen, telefonieren und Freunde treffen.
Gewicht der Bewertung der Module ist wie folgt:
Einstufung von 1 bis 5 für die pflegebedürftige Person.
Pflegegrad 1: 12.5 bis unter 27 Punkte
Es besteht eine geringe Beeinträchtigung des Pflegebedürftigen.
Pflegegrad 2: 27 bis unter 47.5 Punkte
Es besteht eine erhebliche Beeinträchtigung des Pflegebedürftigen.
Pflegegrad 3: 47.5 bis unter 70 Punkte
Es besteht eine schwere Beeinträchtigung des Pflegebedürftigen.
Pflegegrad 4: 70 Punkte bis unter 90 Punkte
Es bestehen schwerste Beeinträchtigungen des Pflegebedürftigen.
Pflegegrad 5: 90 Punkte bis 100 Punkte
Es bestehen schwerste Beeinträchtigungen mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung des Pflegebedürftigen.
Wie beantrage ich einen Pflegegrad für mich? Wie beantrage ich einen Pflegegrad für einen Angehörigen?
Wichtige Fakten:
- Pflegegeld wird ab dem Tag, an dem der Antrag eingeht, ausgezahlt – je schneller der Antrag gestellt wird, desto schneller bekommt der Pflegebedürftige sein Geld.
- Pflegekassen müssen Ihnen einen Begutachtungstermin, innerhalb der häuslichen Umgebung, nach spätestens 14 Tagen anbieten.
- Zudem muss der Antrag innerhalb von 25 Tagen bearbeitet werden oder Ihnen stehen Ersatzzahlungen zu.
Der Antrag erfolgt formlos, von dem Pflegenden oder dem Angehörigen mit einer Vollmacht an die Pflegekasse gesendet.
Folgendes sollte im Antrag enthalten sein:
- Beantragung in die Einstufung eines Pflegegrades und Leistungen aus der Pflegeversicherung.
- Bitten Sie um einen Termin zur Begutachtung eines Pflegegrades für …..(Name der Person)
- Bitten Sie um eine Eingangsbestätigung der Beantragung des Pflegegrades.
- Geben Sie folgende Informationen an: Name des Versicherten, Versicherungsnummer des Versicherten.
- Unterschreiben Sie oder der Bevollmächtigte das Dokument.
Arbeiten Sie an einer Zusammenfassung der Pflegesituation:
Arbeiten Sie an einem Journal oder Tagebuch, um alle Situationen im Haushalt aufzuzeigen, bei denen der Patient Hilfe braucht. Je detaillierter die Information ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie ihren gewünschten Pflegegrad bekommen. Zudem sollten Sie Unterstützung von Angehörigen oder Vertrauten während des Gespräches haben. Am besten sind Angehörige, die dem Pflegebedürftigen auch im Alltag helfen.
Sprechen Sie auch unangenehme Punkte an. Auch wenn es unangenehm sein kann, stellen Sie alle Sachverhalte sauber und sachlich da. Dies erhöht Ihre Chance auf einen höheren Pflegegrad und damit mehr Geld. Stellen Sie sicher, dass der Pflegebedürftige sich sicher fühlt. Am besten ist es, wenn Sie es zuvor alle Punkte schon einmal nüchtern und sachlich aufgeschrieben haben.
Kann ich Widerspruch gegen meinen Pflegegrad einlegen?
Falls Sie mit dem Pflegegrad nicht einverstanden sind, können Sie innerhalb eines Monats formlos Einspruch einlegen. Lassen Sie sich auch das Gutachten zukommen und lesen es gründlich durch. Falls Sie der Auffassung sind, dass nicht alle Punkte gerecht dargestellt wurden, legen Sie einen Widerspruch ein. Vielleicht lohnt es sich auch, mit einem unabhängigen Pflegeberater zu sprechen, um eine zweite Meinung einzuholen.